Das Mestliner Theaterprojekt „Begegnung 1“ spielt mit kulturellen Unterschieden. Geflüchtete und deutsche Jugendliche zeigen was gelebte Integration ist.

Andere Länder, andere Sitten – mit dieser Lebensweisheit arbeitet das Mestliner Jugendtheater in der aktuellen Inszenierung ‑Begegnung 1″. In den Szenen des etwa einstündigen Theaterstücks geht es vor allem um Afrika. Unterschiede zwischen den Kulturen wurden von Regisseurin Susanne Reichhard in Szene gesetzt, auf eine fröhliche und witzige Art. Selbst auf der Bühne treffen sich die unterschiedlichen Kulturen leibhaftig. Denn die Darsteller – allesamt Jugendliche im Alter zwischen 17 und 20 Jahren – stammen nicht nur aus Mestlin und Umgebung. Zum Jugendensemble gehören Mitglieder mit dunkler Hautfarbe, die zumeist aus Afghanistan, Gambia, Guinea, Libyen und Somalia geflüchtet sind, und in der Region leben. Theater als integrative Jugendarbeit.

Markttreiben auf afrikanisch

Auf der Bühne sind ein afrikanischer und ein deutscher Markt zu sehen. Der afrikanische ist erfüllt mit buntem, quirligen Treiben. Auf dem deutschen Markt bibbern Menschen in der Kälte, untermalt von Kaufhausmusik: „Leise rieselt der Schnee.“ Klassischer weihnachtlicher Markt. Klug legte Susanne Reichhard es nicht darauf an, eine der beiden Seiten zu denunzieren.
„Wozu brauchst du so viele Frauen?“ fragt der junge Deutsche Julian, der zu Besuch in „Afrika“ ist. Er wundert sich, weil sein Gastgeber, der bereits zweimal verheiratet ist, noch zwei weitere Frauen ehelichen will. Der Besucher lernt, dass viele Frauen und viele Kinder, die im Alter helfen können, eine Art Rentenversicherung ist. Denn eine Rentenabsicherung wie in Deutschland, gibt es dort nicht. Erstaunlich ist, wie nuanciert mache Szenen von den Jugendlichen gespielt werden. Insgesamt ist es eine augenzwinkernde Inszenierung, die das Publikum spielerisch die Sitten des großen, unbekannten Kontinents näher bringt.

Neue kulturelle Erfahrungen

Afrikanische Sitten und Geschmacksvarianten können die Besucher beim Ausklang des Theaterstückes erleben – beim gemeinsamen Essen von Zuschauern und Jugendschauspielern. Die Besucher haben die Wahl, auf dem Boden hockend mit den Fingern zu essen oder am Tisch mit Besteck. Die meisten Zuschauer genossen das afrikanische Gericht auf traditionelle Art. Und die Geflüchteten zeigten sich als höfliche afrikanische Gastgeber. Auf dem Bühnenboden sitzend trafen sich schließlich unterschiedliche Ethnien zum gemeinsamen, exotischen Picknick. Kann Theater mehr bewegen?

Besucherstimmen

Die regionale Tageszeitung SVZ hielt Besucherstimmen der Premiere fest: Man müsse sich klar machen, sagt aus Erwachsenenperspektive Margitta Woop, Theaterpädagogin aus Berlin, welche Leistung es sei, junge Männer so unterschiedlicher Herkunft und Mentalität für die Körpersprache zu öffnen, wie hier gelungen. Und Jörg Henniger aus Dresden meint: „In meiner Kulturstadt wimmelt es von Profis. Ich habe vieles dort schon erlebt, aber auf dem Land werde ich immer wieder überrascht.“
Premiere ist am Samstag, den 26. August., um 19 Uhr im Großen Saal des Kulturhauses in Mestlin.