Fotoausstellung: Über Jahre hinweg treffen sich ein Rabe und eine Fotografin zum „Fotoshooting“ am Schweriner Schloss. Dabei hat Jutta Schwöbel eine ganz ungewöhnliche fotografische Arbeit geschaffen, die mit erstaunlicher Nähe und exzellenter Fotografie daherkommt. Diese Werkgruppe präsentiert das Kulturhaus Mestlin erstmals in seiner Gesamtheit.
Es war einmal ein Rabe. Neugierig beobachtete er die Fotografin Jutta Schwöbel bei ihrer Arbeit in der Natur. Daraufhin fing sie an ihn zu portraitieren. Der Rabe zeigte ihr die Parallelwelt, in der er und seine Artgenossen leben. Er liebt es, fotografiert zu werden und macht so auf seine außerordentliche Schönheit aufmerksam: das schillernde Gefieder, der beeindruckende Schnabel, die feinen schützenden Federchen darauf, die ritterrüstungsgleichen Beine und Füße, die Wandlungsfähigkeit seiner gesamten Erscheinung durch das Aufstellen oder Spreizen der Federn, das Auffächern für das Sonnenbad, der weiße Flaum unter dem Schwarz. Er macht immer den Eindruck, als wüsste er um seine Schönheit, weil er sie gezielt präsentieren kann.
Für die Fotos muss die Fotografin zu ihm kommen. Er zeigt, dass er und seine Partnerin ein bestimmtes Gebiet bewohnen: Den Garten rund um das Schweriner Schloss. Es ist ihr Gebiet, das sie nicht verlassen können und dass beide gegen Nachbarn und Eindringlinge ständig verteidigen müssen. Ein Leben lang, zwanzig, dreißig Jahre am selben Ort, ein überblickbarer Raum, in dem jedes Vorkommnis, jede Ungewöhnlichkeit, jede Wiederholung auf’s genaueste registriert werden. Jedes Jahr kommen meist zwei Jungvögel dazu, die dann vor der nächsten Brut ihren Platz in der Welt suchen müssen. Dies ist eine äußerst strenge‚ gesellschaftliche Ordnung – die ganz eigene Welt der Raben, die uns Jutta Schwöbel hautnah und intensiv näher bringt.
„Der portraitierte Rabe scheint ein beneidenswertes Selbstbewusstsein zu haben, für ihn sind die Menschen einfach seltsame und meist gefährliche Wesen“, glaubt die Fotografin. Aber der Rabe kann sich im wahrsten Sinne herablassen, wenn so ein menschliches Wesen vertrauenswürdig ist, sich langsam bewegt und leise Töne von sich gibt.
Im Laufe der Jahre erkennt Jutta Schwöbel die verschiedenen Raben, weil sie tatsächlich sehr unterschiedliche Charaktere haben. Auch sie sind Individuen. Und der Rabe vom Schweriner Schloss ist ein ganz Besonderer. Die Ausstellung ist eine Hommàge an ihn.