Ein lebensfroher Film, gedreht in der Nachbarschaft
Seit 15 Jahren gibt es in Schwerin einen “harten Kern” von etwa 200 Senioren, die sich regelmäßig an Nachmittagen im “Alten Schlachthof” zum Tanz treffen. Was hier einigen Menschen so unkompliziert und selbstverständlich erscheint, Kontakt zu finden und wieder Lebensfreude zu entwickeln, fällt vielen anderen unsäglich schwer. Körperliche Gebrechen oder fehlender Mut, sich allein unter fremde Menschen zu begeben, hindert viele ältere Menschen daran. Einsamkeit wird von vielen Senioren als Geißel beschrieben, die unaufhaltsam den Lebensgeist auffrisst.
Darüber hinaus existiert ein weiterer Konflikt. Viele der heute über 70-Jährigen hatten ihre traumatischen Erlebnisse aus dem Krieg während der aktiven Zeit in Familie und Beruf ausgeblendet. Nun berichten sie davon, dass die Erinnerungen im Alter eher zurückkommen denn nachlassen. Viele haben sich bis heute ihren Kindern und Enkeln nicht mitgeteilt. Schmerzhafte Dinge mag man nicht erzählen und auch nicht hören. Diese stillschweigende Übereinkunft zwischen den Generationen macht die Aufarbeitung schwer. Der Tanz steht als freudvolles, dem Leben zugewandtes
Element. Innerhalb dieses beschwingten Reigens lernt das Filmteam fünf Frauen kennen, die Zeitzeugen eines grausamen Krieges und eines mühseligen Neubeginns sind. Dabei offenbaren die unterschiedlichen, stets einzigartigen Schicksale, dass das Verständnis von Geschichte sich letztendlich einer rein objektiven Betrachtung entzieht. In der Begegnung mit den Protagonisten wächst die Erkenntnis: Es ist heilsam, sich zu erinnern und mitzuteilen, und es ist stets hohe Zeit, das Leben zu leben – so gut und so lange es geht.
Regisseur: Dieter Schumann, Farbe 55 Minuten