„Die Baustelle” ist in Betrieb genommen. Von den Bauarbeitern bereits Anfang des Jahres, von kreativen Menschen und Gruppen allerdings erst jetzt. Die Ausstellung läuft trotz sporadischer Bauarbeiten seit dem 13. August. Hier, im Teil 1, stellen wir einige Arbeiten vor.
Udo Rathke hat eine bewegliche Skulptur aufgebaut, die im Grunde aus großen Textbausteinen besteht. „Bau auf!“ heißt das Werk nicht ohne Grund, denn es verwendet Texte des gleichnamigen Liedes. Sie sind allerdings in einzelnen, kurzen Zeilen separiert, deren große Pappbausteine der Künstler zufällig aufgestellt hat.
Nun ist es an der Reihe der Besucher*innen, diese Textfragmente nach eigenem Gusto zu völlig neuen Texten zusammen zustellen. Ob in langer Reihe oder übereinander gestapelt, kann jeder seinen eigenen Text gestalten. Am besten gleich fotografieren, sodass wir die Möglichkeit haben, die Bilder der kreativen Ergebnisse auszudrucken und für folgende Besucher*innen aufzuhängen.
Herbert Hundrich gibt einen künstlerischen Kommentar für den Frieden ab. Er nimmt ein berühmtes Foto vom Errichten einer amerikanischen Fahne während des Korea-Krieges zum Vorbild. Diese Fotoikone verändert er optisch und gibt dem Motiv die weiße Friedensfahne. Die Ereignisse der letzten Monate haben ihn allerdings dazu gebracht die weiße Fahne visuell in Brand zu setzen.
Manfred Scharnberg ist u.a. mit einer Fotoreportage vertreten. „Die frommen Plünderer“, wie seine Arbeit heißt, zeigt strengläubige Calvinisten aus dem holländischen Urk mit Ihren Fischtrawlern auf See. Weil sie häufig von Fischkontrolleuren mit zu engmaschigen Netzen aufgebracht werden, oder beim Umgehen der Fanquoten erwischt wurden, nennt man sie die letzten Raubfischer der Nordsee.. Die Ausstellung zeigt z.B. einen modernen Fischtrawler der trotz Windstärke sieben durch die wilden Wellen reitet. Sie zeigt aber auch die harten Männer an Bord beim Kartoffeln schälen.
Frank Fierke ist ein europaweit bekannter Künstler mit dem Hang zu riesigen Luftobjekten. Ob auf Open-Air-Festivals, Theaterbühnen oder bei Kunstaktionen ist er auf renommierten Veranstaltungen vertreten. Nach Mestlin kommt er mit einem überdimensionalen, begehbaren Luftobjekt, das den halben Saal des Kulturhauses ausfüllen wird.
Derzeit dient ein etwas kleineres – und trotzdem großes – Luftkissen als Anschauungs- und Berührungsobjekt bis das große Objekt zur Verfügungs steht. Wegen logistischer Probleme hängt dieses noch fest. Frank Fierke wies auf ein Objekt in Berlin hin. Und dieses Werk wurde uns dann großzügerweise von der Staatlichen Balletschule Berlin ganz spontan ausgeliehen – trotz Sommerpause in den Ferien. Wir danken der Balletschule ganz außerordentlich!
Miro Zahra hat den Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine am 24. Februar 2022 zum Anlass genommen in ihrer Malerei auszudrücken. Vier Variationen, in Rot, Blau und Schwarz gehalten, haben jeweils ihre eigene Rythmik, die großzügig in einem Raum präsentiert wird.
Das Netzwerk für Demokratie und Toleranz Parchim hat einen unglaublich eindrucksvollen Raum gestaltet. Ganz oben, dicht an der Decke, sind die Gesetzestexte aufgeführt, die z.B aus der Menschenrechtscharta stammen. Texte auf denen unsere humane, demokratische Gesellschaft basiert. Darunter sind die Wände vollgepflastert mit offiziellen Listen von auf der Flucht gestorbenen Menschen. Unbekannte, namentlich Genannte, meist noch mit Datum und der Todesursache. Der Widerspruch zu den Gesetzestexten wird überdeutlich. Auch Schlagworte über Ursachen und Hintergründe geben Anlass zum Nachdenken.
Fortsetzung folgt.