Der hat ja gar nichts an“, ruft der Junge, während das Volk noch dem Kaiser applaudiert. Als alle anderen Kinder mit einstimmen, wird die Menge unruhig und realisiert die Wahrheit. Wir haben uns selbst belogen, merken sie, der Kaiser hat uns betrogen – lange genug. Die Menschen schreien ihre Wut heraus, verfolgen den nackten Kaiser, gespielt von Julian Dietz, bis in seinen Palast hinein.
Der Palast ist in Wahrheit das Kulturhaus Mestlin und das „Volk“ sind etliche Einwohner von Mestlin und Umgebung. Sie alle haben sich fantastisch als Darsteller beim Dreh engagiert für die Filminszenierung von „Des Kaisers neue Kleider“. Nach Instruktionen der Regisseurin Susanne Reichhard spielten sie mit Begeisterung. Frau Hansen, eine Nachbarin wenige Häuser zum Kulturhaus entfernt, stellt die Kaiserin-Mutter dar. Im rosa glitzernden Ballkleid ist sie ganz die Matriarchin.
Nachdem diese Schlüsselszene des Film abgedreht war, gab es Bratwürste und Eis für alle. Wie bei einem kleinen Dorffest, blieb man dann noch lange zusammen. Während im Kulturhaus bereits eine weitere Szene gedreht wird: Eine Pressekonferenz, die die Absurdität von Machtmissbrauch offenbart. Worthülsen tragen die Referenten des Kaisers arrogant vor. In dieser Szenerie haben die Schauspieler Gelegenheit Feinheiten auszuspielen.
Draußen wird es allmählich dunkel. Auf dem Vorplatz, ziehen die letzten Laiendarsteller nach Hause und rufen noch einmal: „Der hat ja gar nichts an!“